Szenario Planung – Mit Branchen-Beispielen & finban

Alles ändert sich – stetig!

Der Markt, die Konkurrenz oder die Kunden, alles ist in Bewegung. Und in volatilen Situationen und Geschäftsumfeldern müssen Unternehmen und Organisationen in der Lage sein, ihre finanzielle Situation schnell zu überwachen und ihre Pläne für die Zukunft zu ändern. Die Szenario Planung (Finanzmodellierung) ist ein wichtiger Teil dieser Arbeit. Sie dient dazu, mögliche Veränderungen im Wert eines Unternehmens oder in seinem Cashflow abzuschätzen, insbesondere dann, wenn sich günstige oder ungünstige Ereignisse potenziell auf das Unternehmen auswirken könnten.

Die Szenarioplanung ist ein analytisches Instrument und Verfahren, das es ermöglicht, mögliche künftige Ereignisse oder Szenarien zu untersuchen und zu bewerten und mögliche Ergebnisse vorherzusagen. Dies kann auf strategischer oder rein finanzieller Ebene geschehen und kann sich erheblich auf die Budgetierung und Prognosen auswirken. In normalen Zeiten ist der Budgetierungs-Prozess ein Konsensprozess, der auf einer gemeinsamen Sicht der Zukunft basiert und die Investitionen und Einnahmen eines Unternehmens steuert. Es besteht jedoch die Gefahr, dass der Budgetierungsprozess nicht flexibel genug ist, wenn sich wichtige Voraussetzungen ändern.


Szenario Planung

Alternative Finanzszenarien

Warum solltest Du Dich bei der Finanzmodellierung nicht das Leben leichter machen, indem Du, mit einer Cashflow-Software, solche Änderungen antizipiert und mehrere verschiedene Szenarien in Dein Modell einbeziehst? Bei der Durchführung der Analyse modellierst Du verschiedene zukünftige Zustände des Unternehmens, der Branche und der Wirtschaft. Diese zukünftigen Zustände bilden diskrete Szenarien, die Annahmen wie Produktpreise, Kundenkennzahlen, Betriebskosten, Inflation, Zinssätze und andere Einflussfaktoren für Dein Geschäft beinhalten.

Du kannst erstmal mit drei unterschiedlichen Finanzszenarien beginnen:

  • Basisszenario – Dies ist das durchschnittliche Szenario, das auf den Annahmen des beruht, dass alles ganz “normal” weiter läuft.
  • Worst-Case-Szenario – Betrachtet das schlimmste oder schwerwiegendste Ergebnis, das in einer bestimmten Situation eintreten kann.
  • Best-Case-Szenario – Es handelt sich um das ideale projizierte Szenario und wird fast immer von der Unternehmensleitung zur Erreichung ihrer Ziele in die Tat umgesetzt.

Was sind die Vorteile einer Szenarioanalyse?


Niemand kann in die Zukunft schauen, aber Du kannst ein paar fundierte Annäherungen an die künftige Realität treffen. Warum das vernünftig ist:

  1. Zukunftsplanung – gibt Dir (oder auch Investoren) einen Einblick in die erwarteten Erträge und Risiken bei der Planung zukünftiger Investitionen oder Personalentscheidungen.
  2. Sei Proaktiv – Unternehmen können potenzielle Verluste, die aus unkontrollierbaren Faktoren resultieren, vermeiden oder verringern, indem sie in Worst-Case-Szenarien präventiv vorgehen, indem sie Ereignisse und Situationen analysieren, die zu ungünstigen Ergebnissen führen können.
  3. Vermeidung von Risiken und Misserfolgen – Um schlechte Investitionsentscheidungen zu vermeiden, ermöglicht Dir (oder unabhängigen Investoren) die Finanzszenarioanalyse die Investitionsaussichten zu bewerten. Bei der Szenarioanalyse werden die besten und schlechtesten Wahrscheinlichkeiten berücksichtigt, sodass Du oder Investoren eine fundierte Entscheidung treffen können.
  4. Projektion von Investitionserträgen oder -verlusten – Die Analyse nutzt Instrumente zur Berechnung der Werte oder Zahlen potenzieller Gewinne oder Verluste aus einer Investition. Dies liefert konkrete, messbare Daten, auf die sich die Anleger stützen können, um (hoffentlich) ein besseres Ergebnis zu erzielen.

Szenario Planung – Branchen-Beispiele

Dienstleistungen: Umgang mit Projekt-basierter Planung und variablen Einkommen

Einleitung: Dienstleistungsunternehmen, insbesondere solche, die auf Projekte fokussiert sind, stehen vor der Herausforderung, schwankende Einkommensströme und unregelmäßige Zahlungseingänge zu managen.

Allgemeine Herausforderungen:

  • Unvorhersehbare Einkünfte: Die Einnahmen variieren je nach Anzahl und Größe der Projekte.
  • Cashflow-Management: Die Unregelmäßigkeit der Zahlungseingänge kann zu Liquiditätsengpässen führen.
  • Projektbudgets: Die Budgetierung für einzelne Projekte erfordert eine genaue Planung und Überwachung.

Konkretes Beispiel: Neuer Mitarbeiter

Eine Marketingagentur arbeitet hauptsächlich auf Projektbasis. Ein Großprojekt für einen neuen Kunden soll im nächsten Quartal beginnen. Es sind 3 Abschlagzahlungen vereinbart. Es zeichnet sich ab dass die Agentur zwei neue Mitarbeiter (ggf Freelancer) einstellen muss um das Projekt zu stemmen. Die Agentur nutzt eine Finanzplanungs-Software, um das Budget für das Projekt zu erstellen, einschließlich Personalkosten, Materialkosten und anderen Ausgaben. Die Software hilft auch dabei, den erwarteten Cashflow aus dem Projekt zu prognostizieren, sodass die Agentur andere Ausgaben entsprechend anpassen und Liquiditätsengpässe vermeiden kann.

Basis-Szenario

Wir haben unser Basisszenario mit allem Ein- und Ausgaben und sehe eine gute Deckung für die kommenden 12 Monate.

Screenshot finban.io

Neues Szenario: Neuer Mitarbeiter

  1. Wir legen ein neues Szenario an: Neuer Mitarbeiter. Und referenzieren auf unser Basisszenario – dessen Ein- und Ausgaben als Grundlage dienen soll.
  2. Wir legen eine Planungs-Sequenz “Neuer Mitarbeiter” (UX Designer, Backen-Developer, Sales-Assistent, ..) mit den entsprechenden Eigenschaften an:
    • Zeitraum
    • Gehalt
    • Kategorie: Gehälter (Du kannst auch Unterkategorien vergeben)
    • Szenario: Neuer Mitarbeiter (sollte vorausgewählt sein)
  3. Mit der neuen Sequenz wird jetzt das Gehalt “Neuer Mitarbeiter” mit den ein anderen Einnahmen und Ausgaben aus dem Szenario “Neuer Mitarbeiter” und “Basis” (da wir auf Basis referenzieren) verrechnet

Wir sehen, dass wir mit dem neuen Mitarbeiter bald in Unterdeckung geraten. Im Kapitel “Liquiditätsprobleme – Was tun?” haben wir erläutert, welche Maßnahmen man ergreifen kann.

Da wir den Mitarbeiter für ein Projekt unbedingt einstellen wollen und die vorgeschlagenen Maßnahmen kurzfristig nicht umzusetzen sind, entschieden wir uns für ein Darlehen.

Wir testen in unserer Liquiditätsplanung, welche Einfluss ein Darlehen auf unsere Liquidität hat. Parameter sind Höhe des Darlehens und Zeit der Auszahlung.


Handel:

Fokus auf Lagerbestandsmanagement und saisonale Schwankungen

Im Handel ist die Balance zwischen zu viel und zu wenig Lagerbestand eine ständige Herausforderung. Besonders kritisch wird dies, wenn saisonale Schwankungen ins Spiel kommen, die die Nachfrage signifikant beeinflussen können.

Allgemeine Herausforderungen:

  • Überbestände vermeiden: Zu viel Lagerbestand bindet unnötig Kapital und führt zu hohen Lagerkosten.
  • Fehlbestände verhindern: Zu wenig Lagerbestand kann zu verpassten Verkaufschancen und unzufriedenen Kunden führen.
  • Saisonale Schwankungen berücksichtigen: Die Nachfrage variiert oft stark je nach Saison, was die Planung kompliziert macht.

Konkretes Beispiel: Lageraufbau und Verkauf von Haushaltswaren

1. Projektumfang und Einnahmenplanung:

  • Geschäftsmodell: Verkauf von hochwertigen Haushaltswaren, darunter Küchengeräte und Dekorationsartikel.
  • Einnahmen: Umsätze aus dem Verkauf im Laden und über einen Online-Shop, wobei sich ein stetiger Cashflow erst einige Wochen nach Aufstockung des Lagers entwickelt.

2. Vorleistung und Ausgabenplanung:

  • Lagerbestandskosten: Anfängliche Investitionen für den Aufbau des Lagerbestands, geschätzt auf 80.000 Euro.
  • Laufende Betriebskosten: Monatliche Kosten für Miete, Personal, Marketing und Verwaltung, geschätzt auf 20.000 Euro pro Monat.

3. Risiko der Unterdeckung:

  • Anfangsinvestition: Die anfängliche Investition in den Lagerbestand kann zu einer signifikanten finanziellen Belastung führen, bevor regelmäßige Verkaufseinnahmen generiert werden.
  • Schwankende Nachfrage: Unsicherheiten in der Kundenfrequenz und im Einkaufsverhalten können die Einnahmen beeinflussen, insbesondere in der Anfangsphase.

4. Maßnahmen zur Risikominderung:

  • Finanzielle Rücklagen und Kreditmöglichkeiten: Sicherung von finanziellen Reserven oder Kreditlinien, um die Anfangsphase zu überbrücken.
  • Effizientes Lagermanagement: Einsatz von Lagerverwaltungssystemen zur Optimierung des Lagerbestands und Minimierung von Überbeständen.

5. Monitoring und Anpassung:

  • Regelmäßige Finanzanalysen: Überwachung der Ausgaben und Einnahmen, um die finanzielle Gesundheit des Unternehmens sicherzustellen.
  • Anpassung des Sortiments: Schnelle Reaktion auf Markttrends und Kundenpräferenzen durch Anpassung des Produktangebots.

Produktion / Hersteller:

Berücksichtigung von Rohstoffpreisschwankungen und Kapazitätsplanung

Produktionsunternehmen müssen sowohl die Schwankungen der Rohstoffpreise als auch die Kapazitätsplanung im Auge behalten, um effizient und profitabel zu bleiben.

Allgemeine Herausforderungen:

  • Rohstoffpreise: Schwankungen der Rohstoffpreise können die Produktionskosten erheblich beeinflussen.
  • Kapazitätsauslastung: Eine optimale Nutzung der Produktionskapazitäten ist entscheidend für die Effizienz.
  • Nachfrageprognosen: Fehleinschätzungen der Nachfrage können zu Überproduktion oder Stockouts führen.

Konkretes Beispiel: Herstellung kundenspezifischer Möbel

1. Projektumfang und Einnahmenplanung:

  • Geschäftsmodell: Produktion und Verkauf von maßgefertigten Möbeln, wie Tischen und Schränken, auf Bestellung.
  • Einnahmen: Umsätze aus direkten Kundenbestellungen, mit einer erwarteten Verzögerung zwischen Bestellung, Produktion und Lieferung.

2. Vorleistung und Ausgabenplanung:

  • Materialkosten: Anfangsinvestitionen für hochwertige Holz- und Materialkäufe, geschätzt auf 40.000 Euro, abhängig von den aktuellen Aufträgen.
  • Produktionskosten: Laufende Kosten für die Produktion, einschließlich Arbeitskosten, Maschinenwartung und Werkstattmiete, geschätzt auf 30.000 Euro pro Monat.

3. Risiko der Unterdeckung:

  • Anfangsinvestition in Materialien: Vorfinanzierung von teuren Materialien für kundenspezifische Bestellungen, bevor Zahlungen von Kunden eintreffen.
  • Produktionszeitraum: Zeitspanne zwischen Beginn der Produktion und der finalen Lieferung, in der laufende Kosten anfallen, aber noch keine Einnahmen generiert werden.

4. Maßnahmen zur Risikominderung:

  • Anzahlungen von Kunden: Anforderung von Anzahlungen bei Bestellung zur Deckung der Materialkosten.
  • Effizientes Produktionsmanagement: Strikte Planung und Überwachung der Produktionsprozesse, um Zeit- und Ressourcenverschwendung zu minimieren.

5. Monitoring und Anpassung:

  • Regelmäßige Kosten-Nutzen-Analyse: Überwachung der Ausgaben im Verhältnis zu den erwarteten Einnahmen aus den Aufträgen.
  • Flexible Anpassung der Produktionskapazitäten: Anpassung der Kapazitäten basierend auf der aktuellen Auftragslage und Marktnachfrage.

Technologie Start-ups

Schwerpunkt auf Skalierung, Investitionsrunden und Burn-Rate

Technologie-Start-ups stehen vor einzigartigen finanziellen Herausforderungen, insbesondere bei der Skalierung, der Sicherung von Investitionen und dem Management der Burn-Rate.

Allgemeine Herausforderungen:

  • Skalierung: Die Finanzplanung muss mit dem Wachstum des Unternehmens Schritt halten.
  • Investitionsrunden: Die Sicherung neuer Finanzierungsrunden erfordert eine solide Finanzplanung und -vorhersage.
  • Burn-Rate-Management: Das effiziente Management der Ausgabenrate ist entscheidend für die Langlebigkeit des Start-ups.

Konkretes Beispiel: Entwicklung einer innovativen App für das Technologie-Startup

1. Projektumfang und Einnahmenplanung:

  • Produkt: Entwicklung einer innovativen App, die sich auf verbesserte Kundenerfahrung in einem speziellen Marktsegment konzentriert.
  • Einnahmen: Geplante Einnahmen durch Abonnements und mögliche Partnerschaften, aber diese sind in der frühen Phase noch nicht realisiert.

2. Vorleistung und Ausgabenplanung:

  • Entwicklungsphase: Anfangsinvestition für die Produktentwicklung, einschließlich Gehälter für Entwickler, Mietkosten für Büroräume und andere Betriebskosten. Schätzung der anfänglichen Burn-Rate bei 50.000 Euro pro Monat.
  • Marketing und Markteinführung: Geplante Ausgaben für Marketing und Markteinführung, einschließlich Werbekosten und Veranstaltungen, zusätzliche 30.000 Euro.

3. Risiko der Unterdeckung:

  • Frühe Phase: Da in der Anfangsphase keine Einnahmen generiert werden, besteht eine ständige Unterdeckung, die durch Kapital (z.B. Angel-Investoren, Venture Capital) gedeckt werden muss.
  • Schwankende Burn-Rate: Die Burn-Rate könnte bei Verzögerungen in der Entwicklung oder höheren als geplanten Marketingkosten steigen.

4. Maßnahmen zur Risikominderung:

  • Investorensuche: Aktive Suche nach Kapitalgebern, um ausreichend finanzielle Mittel für die Entwicklungs- und Wachstumsphase zu sichern.
  • Kostenmanagement: Strikte Überwachung und Kontrolle der Ausgaben, um die Burn-Rate zu optimieren.

5. Monitoring und Anpassung:

  • Regelmäßige Finanzüberprüfungen: Monatliche Überprüfung der Finanzen, um sicherzustellen, dass das Startup im Rahmen des Budgets bleibt.
  • Flexible Anpassung der Strategie: Anpassung der Entwicklungs- und Marketingstrategien basierend auf Feedback von Nutzern und Investoren sowie aufgrund der finanziellen Situation.

Restaurants / Gastronomie

Meisterung von variablen Kosten und Kundennachfrage

In der Gastronomiebranche sind die Bewältigung schwankender Kosten und die Anpassung an die wechselnde Kundennachfrage entscheidend für den finanziellen Erfolg.

Allgemeine Herausforderungen:

  • Variable Kosten: Preisschwankungen bei Lebensmitteln und Getränken erfordern eine flexible Kostenplanung.
  • Saisonalität: Unterschiedliche Kundenaufkommen je nach Saison oder Veranstaltungen.
  • Personalplanung: Anpassung der Mitarbeiterzahl an die wechselnde Auslastung.

Konkretes Beispiel: Eröffnung und Betrieb eines regionalen Restaurants

1. Projektumfang und Einnahmenplanung:

  • Konzept: Eröffnung eines Restaurants mit Schwerpunkt auf regionalen Spezialitäten.
  • Einnahmen: Geplante Einnahmen durch Restaurantbesuche und Catering-Services, wobei mit dem tatsächlichen Cashflow erst einige Wochen nach der Eröffnung gerechnet wird.

2. Vorleistung und Ausgabenplanung:

  • Eröffnungskosten: Anfängliche Investitionen für die Einrichtung des Restaurants, Küchenausrüstung und Dekoration, geschätzt auf 100.000 Euro.
  • Laufende Betriebskosten: Monatliche Kosten für Lebensmittel, Getränke, Personal, Miete und Nebenkosten, geschätzt auf 30.000 Euro pro Monat.

3. Risiko der Unterdeckung:

  • Anlaufphase: In den ersten Monaten nach der Eröffnung besteht das Risiko einer Unterdeckung, da die Einnahmen möglicherweise noch nicht die laufenden Kosten decken.
  • Saisonalität: Schwankungen in der Kundenfrequenz, besonders in der Anfangsphase, können die Einnahmen beeinflussen.

4. Maßnahmen zur Risikominderung:

  • Rücklagen und Kreditlinien: Aufbau einer finanziellen Reserve oder Sicherung einer Kreditlinie zur Überbrückung der ersten Betriebsmonate.
  • Kostenkontrolle: Sorgfältige Planung und Überwachung der Betriebskosten, insbesondere der Lebensmittel- und Personalkosten.

5. Monitoring und Anpassung:

  • Regelmäßige Finanzüberwachung: Wöchentliche Überprüfung der Ausgaben und Einnahmen, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
  • Anpassung des Angebots: Flexible Anpassung des Menüs und der Betriebszeiten basierend auf Kundenfeedback und Auslastung.

Handwerker

Umgang mit Projektbudgets und Materialkosten

Für Handwerksbetriebe ist die präzise Kalkulation von Projektbudgets und Materialkosten essentiell, um rentabel zu bleiben.

Allgemeine Herausforderungen:

  • Projektbudgetierung: Genauigkeit bei der Kostenschätzung für Projekte.
  • Materialkosten: Schwankungen der Preise für Baumaterialien und Werkzeuge.
  • Zeitmanagement: Effiziente Planung und Umsetzung von Projekten.

Konkretes Beispiel: Badsanierung in einem Einfamilienhaus

1. Projektumfang und Einnahmenplanung:

  • Auftrag: Komplettsanierung eines Badezimmers in einem Einfamilienhaus.
  • Gesamtkostenvoranschlag: 20.000 Euro, inklusive aller Materialien und Arbeitskosten.
  • Zahlungsbedingungen: 5.000 Euro Anzahlung, Restbetrag bei Fertigstellung.

2. Vorleistung und Ausgabenplanung:

  • Materialkosten: Sofortige Bestellung von Sanitärkeramik und Fliesen für insgesamt 10.000 Euro, zahlbar bei Lieferung.
  • Personalkosten: Geschätzte Personalkosten belaufen sich auf 7.000 Euro für die gesamte Projektdauer.
  • Sonstige Kosten: 1.000 Euro für Transport, Entsorgung und zusätzliches Material.

3. Risiko der Unterdeckung:

  • Anfangskapital: Nach der Anzahlung von 5.000 Euro besteht eine sofortige Unterdeckung von 5.000 Euro, da die Materialkosten sofort zu decken sind.
  • Laufende Kosten: Während der Projektlaufzeit entstehen weitere Kosten für Personal und sonstige Ausgaben, die vorerst aus eigenen Mitteln oder einem Betriebskredit finanziert werden müssen.

4. Maßnahmen zur Risikominderung:

  • Finanzielle Reserve: Vorhalten einer Reserve oder Einrichtung einer Kreditlinie zur Überbrückung des Zeitraums bis zur Schlusszahlung.
  • Kostenkontrolle: Strenge Überwachung und Kontrolle der Ausgaben während des Projekts.

5. Monitoring und Anpassung:

  • Regelmäßige Überprüfung: Wöchentliches Monitoring der Ausgaben und des Projektfortschritts.
  • Kommunikation mit dem Kunden: Klare Absprachen über mögliche Verzögerungen und deren Einfluss auf die finale Zahlung.

Baugewerbe

Steuerung von Großprojekten und Kapitalfluss

Im Baugewerbe erfordern Großprojekte eine komplexe Finanzplanung und ein effizientes Kapitalflussmanagement.

Allgemeine Herausforderungen:

  • Großprojektmanagement: Komplexe Planung und Koordination mehrerer Gewerke.
  • Kapitalfluss: Sicherstellung einer stetigen Liquidität über den gesamten Projektzeitraum.
  • Kostenkontrolle: Überwachung und Steuerung der Baukosten, um Budgetüberschreitungen zu vermeiden.

Konkretes Beispiel: Bau eines Einfamilienhauses

1. Projektumfang und Einnahmenplanung:

  • Auftrag: Bau eines Einfamilienhauses mit einem festgelegten Budget von 300.000 Euro.
  • Zahlungsbedingungen: 10% Anzahlung (30.000 Euro) bei Auftragserteilung, weitere Zahlungen in Phasen nach Baufortschritt.

2. Vorleistung und Ausgabenplanung:

  • Anfangsausgaben: Sofortige Kosten für Baugenehmigung, Planung und erste Baumaterialien belaufen sich auf 50.000 Euro.
  • Folgekosten: Weitere Kosten für Arbeitskräfte, Materialien und Subunternehmer werden in verschiedenen Phasen des Baus fällig, mit einer ersten großen Auszahlung von 100.000 Euro nach Fertigstellung des Rohbaus.

3. Risiko der Unterdeckung:

  • Anfangskapital: Nach der Anzahlung von 30.000 Euro verbleibt eine anfängliche Unterdeckung von 20.000 Euro für die ersten Ausgaben.
  • Weitere Unterdeckung: Während der Bauphase kann es zu weiteren Unterdeckungen kommen, insbesondere wenn Zahlungen vom Kunden verzögert werden oder zusätzliche, unvorhergesehene Kosten auftreten.

4. Maßnahmen zur Risikominderung:

  • Finanzielle Reserve und Kreditlinie: Aufbau einer finanziellen Reserve und/oder Einrichtung einer Kreditlinie zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen.
  • Strikte Budgetkontrolle: Strenge Überwachung der Ausgaben im Vergleich zum Baufortschritt, um Kostenüberschreitungen zu vermeiden.

5. Monitoring und Anpassung:

  • Regelmäßige Fortschrittsüberprüfung: Kontinuierliches Monitoring des Baufortschritts und Abgleich mit den Finanzen.
  • Flexible Zahlungspläne: Verhandlung flexibler Zahlungspläne mit Subunternehmern und Lieferanten, um den Cashflow zu verbessern.

Liquiditätsprobleme – was tun?

Einnahmen erhöhen

  1. Zahlungsbedingungen anpassen:
    • Schnellere Zahlungseingänge durch kürzere Zahlungsziele oder Skonto für Frühzahler anbieten.
    • Einrichten eines Mahnwesens, um überfällige Zahlungen einzutreiben.
  2. Umsatz steigern:
    • Marketing- und Vertriebsaktivitäten intensivieren.
    • Neue Kunden oder Märkte erschließen.
    • Cross-Selling oder Upselling bestehender Produkte/Dienstleistungen bei aktuellen Kunden.
  3. Preisanpassungen:
    • Preise überprüfen und ggf. anheben, natürlich unter Berücksichtigung der Marktlage und Kundenreaktion.
  4. Zusätzliche Finanzierungsquellen:
    • Kreditlinien bei Banken erweitern oder kurzfristige Kredite aufnehmen.
    • Factoring, also den Verkauf von Forderungen, um Liquidität zu erhöhen.
  5. Verkauf von Anlagevermögen:
    • Nicht benötigte Anlagegüter verkaufen, um Liquidität zu schaffen.
  6. Leasing statt Kauf:
    • Anstelle von Investitionen Leasingoptionen prüfen, um die Liquidität zu schonen.
  7. Subventionen und Fördermittel:
    • Möglichkeiten staatlicher Unterstützung oder Fördermittel prüfen.

Ausgaben reduzieren

  1. Kostenanalyse:
    • Alle Kosten kritisch durchleuchten und Einsparpotenziale identifizieren.
  2. Ausgabenpriorisierung:
    • Wichtige von unwichtigen Ausgaben trennen und ggf. verschieben oder streichen.
  3. Verhandlungen mit Lieferanten:
    • Bessere Konditionen, Rabatte oder längere Zahlungsziele aushandeln.
  4. Optimierung der Lagerhaltung:
    • Lagerbestände reduzieren und Just-in-Time-Lieferung anstreben.
  5. Energiekosten senken:
    • Energieeffizienz verbessern, um langfristig Kosten zu sparen.
  6. Personalplanung:
    • Überstunden reduzieren, Kurzarbeit anmelden oder auf Freelancer statt Festanstellungen setzen.
  7. Prozessoptimierung:
    • Arbeitsabläufe verbessern, um Zeit und Ressourcen zu sparen.
  8. Substitution teurer Inputfaktoren:
    • Nach günstigeren Rohstoffen oder Zulieferern suchen.
  9. Investitionsstopp:
    • Nicht zwingend notwendige Investitionen aufschieben.