Liquiditätsplanung / Liquiditätsplan erstellen

Einführung: Warum ist ein Liquiditätsplan wichtig?

Kontext und Bedeutung

Bevor wir in die technischen Details der Liquiditätsplanung eintauchen, ist es wichtig, den Kontext zu verstehen. In einem Geschäftsumfeld, in dem Unternehmen rasch wachsen, aber ebenso schnell scheitern können, bildet die Liquidität das Fundament für Nachhaltigkeit und Wachstum. Es ist nicht nur eine Frage des Überlebens, sondern auch eine, die den langfristigen Erfolg beeinflusst.

Liquiditätsplan erstellen
Screenshot: finban.io

Die Rolle des Liquiditätsplans im Unternehmensmanagement

Ein Liquiditätsplan ist nicht nur eine Excel-Tabelle voller Zahlen; es ist ein strategisches Werkzeug für Geschäftsführer, Finanzteams und sogar für die Mitarbeiter. Hier sind einige Gründe, warum ein Liquiditätsplan unerlässlich ist:

Risikomanagement

Ein Liquiditätsplan ermöglicht es Ihnen, potenzielle finanzielle Engpässe im Voraus zu erkennen. Mit dieser Vorwarnung können Sie proaktiv Maßnahmen ergreifen, um das Risiko zu minimieren.

Entscheidungsfindung

Egal, ob Sie in neue Ausrüstung investieren, ein neues Produkt einführen oder Ihr Team erweitern möchten – ein Liquiditätsplan bietet Ihnen die finanzielle Klarheit, die Sie für fundierte Entscheidungen benötigen.

Beziehung zu Investoren und Kreditgebern

Ein detaillierter und gut durchdachter Liquiditätsplan kann das Vertrauen Ihrer Investoren und Kreditgeber stärken. Er zeigt, dass Sie Ihr Geschäft ernst nehmen und dass Sie die finanzielle Lage Ihres Unternehmens genau im Blick haben.

Warum ist es noch wichtiger in unsicheren Zeiten?

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, wie sie durch Marktschwankungen oder globale Ereignisse verursacht werden können, wird die Liquiditätsplanung noch kritischer. Ein Liquiditätsplan bietet in solchen Szenarien eine Art finanzielles Sicherheitsnetz.

Besonderer Tipp: Fangen Sie früher als später mit der Liquiditätsplanung an. Wenn Sie erst anfangen, Ihren Plan zu erstellen, wenn Sie bereits finanzielle Probleme haben, könnte es zu spät sein.

Grundlagen der Liquidität

Was ist Liquidität überhaupt?

Liquidität ist eine wirtschaftliche Kennzahl, die die Fähigkeit eines Unternehmens misst, seinen kurzfristigen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. In einfacheren Worten: Es geht darum, genügend Geld oder ähnlich schnell verfügbare Mittel zu haben, um Rechnungen, Löhne und andere Ausgaben zu bezahlen.

Verschiedene Formen der Liquidität

Man unterscheidet in der Regel zwischen verschiedenen Formen der Liquidität:

  • Bargeldliquidität: Direkt verfügbares Geld
  • Marktliquidität: Wertpapiere, die sich schnell in Bargeld umwandeln lassen
  • Betriebsliquidität: Die Fähigkeit, durch das Tagesgeschäft genügend Cashflow zu generieren

Kennzahlen für die Liquiditätsmessung

Die Liquidität eines Unternehmens kann durch verschiedene Kennzahlen gemessen werden, die jeweils unterschiedliche Aspekte abdecken.

Quick Ratio

Das Quick Ratio (Säure-Test-Quote) misst, wie gut ein Unternehmen in der Lage ist, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit seinen am schnellsten verfügbaren Vermögenswerten zu decken. Die Formel lautet: (Flüssige Mittel + kurzfristige Forderungen) / kurzfristige Verbindlichkeiten.

Current Ratio

Das Current Ratio (Liquide Quote) nimmt eine breitere Betrachtung der Vermögenswerte vor und setzt sie ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Die Formel lautet: Umlaufvermögen / kurzfristige Verbindlichkeiten.

Wann wird es kritisch?

  • Ein niedriges Quick Ratio (unter 1) könnte darauf hindeuten, dass ein Unternehmen Schwierigkeiten haben könnte, kurzfristige Verbindlichkeiten zu begleichen.
  • Ein hohes Current Ratio (über 2) ist zwar gut für die Liquidität, kann aber auch darauf hinweisen, dass das Unternehmen seine Vermögenswerte nicht effizient nutzt.
Besonderer Tipp: Überprüfen Sie die Liquiditätskennzahlen nicht nur einmal, sondern führen Sie eine laufende Überwachung durch. Vergleichen Sie Ihre Zahlen auch mit Branchenstandards, um eine bessere Einschätzung Ihrer finanziellen Gesundheit zu erhalten.

Elemente eines Liquiditätsplans

Grundlegende Komponenten

Ein Liquiditätsplan ist mehr als nur eine simple Liste von Einnahmen und Ausgaben. Er ist ein komplexes Instrument, das aus verschiedenen Bausteinen besteht, welche alle in Wechselwirkung zueinander stehen.

Einnahmen

Hierzu zählen Umsätze, Kapitalzuflüsse aus Investitionen, Darlehen und weitere Einkommensquellen. Der Punkt ist, eine präzise und nachvollziehbare Schätzung Ihrer Einnahmen zu haben, um realistische Szenarien darzustellen.

Ausgaben

Dies beinhaltet alle möglichen Kosten und Abflüsse, die Ihr Unternehmen hat. Denken Sie an Betriebskosten, Gehälter, Mieten, Tilgungen für Darlehen usw.

Finanzierungsbedarf

Hier wird ermittelt, wie viel Kapital in der nahen Zukunft für bestimmte Projekte oder zur Aufrechterhaltung des Betriebs benötigt wird.

Cashflow

Einfach gesagt, ist der Cashflow der Saldo von Einnahmen und Ausgaben über einen bestimmten Zeitraum. Ein positiver Cashflow ist in der Regel ein gutes Zeichen, während ein negativer Cashflow auf Probleme hindeuten könnte.

Zusätzliche Überlegungen: Szenarioanalysen

Es ist nicht nur sinnvoll, sondern oft auch notwendig, verschiedene “Was-wäre-wenn”-Szenarien zu berücksichtigen. Das können z.B. mögliche Marktveränderungen, saisonale Schwankungen oder unvorhergesehene Ausgaben sein.

Szenario 1: Optimistisch

Was passiert, wenn alles besser als erwartet läuft? Was würden Sie mit zusätzlichem Kapital machen?

Szenario 2: Pessimistisch

Was sind Ihre Handlungsoptionen, wenn die Dinge schlechter laufen als erwartet?

Szenario 3: Realistisch

Dies sollte Ihr Hauptfokus sein und auf den wahrscheinlichsten Entwicklungen basieren.

Besonderer Tipp: Nutzen Sie die Szenarioanalyse, um Ihre Risikobereitschaft zu bewerten und entsprechende Maßnahmen zu planen. So sind Sie auf unterschiedliche mögliche Entwicklungen besser vorbereitet.

Erstellung eines Liquiditätsplans: Ein Step-by-Step Guide

Phase 1: Datenerhebung

Bevor Sie mit der eigentlichen Planung beginnen, brauchen Sie eine solide Datengrundlage. Dazu gehören:

Aktuelle Finanzdaten

  • Kontoauszüge
  • Offene Rechnungen (sowohl eingehende als auch ausgehende)
  • Budgets

Prognostizierte Finanzdaten

  • Verkaufsprognosen
  • Geplante Investitionen
  • Kalkulierte Betriebskosten

Liquiditätsplan – Struktur

Zunächst muss der Anfangsbestand an liquiden Mitteln ermittelt werden. Zu diesem Zweck werden zunächst die Bank- und Kassenbestände aufgelistet. Im nächsten Schritt müssen die Einnahmen und Ausgaben einer Periode aufgelistet werden. Diese bilden zusammen den Endbestand der liquiden Mittel.

Je nach Situation des Unternehmens kann ein Zeitraum unter anderem einen Tag, eine Woche, einen Monat oder ein Jahr umfassen. Ein Einzelhandelsunternehmen mit hohen Tagesumsätzen wird zum Beispiel eher einen täglichen oder wöchentlichen Liquiditätsplan erstellen. Freiberuflerinnen und Freiberufler sowie kleine Einzelunternehmerinnen und Einzelunternehmer hingegen werden wahrscheinlich eine monatliche Planung durchführen.

Im Gegensatz zur Gewinn- und Verlustrechnung werden hier nur die Zahlungsströme erfasst. Abschreibungen und Rückstellungen werden nicht berücksichtigt. Im Gegensatz dazu werden Darlehen sowie der Erwerb von Vermögenswerten in der GuV nicht berücksichtigt.

Schematischer Aufbau

Anfangsbestand an liquiden Mitteln (Bank, Bargeld)

  • Kasseneinnahmen einer Periode
    = verfügbare Mittel
  • Auszahlungen einer Periode
    = Endbestand an liquiden Mitteln
    Welche Elemente werden benötigt, um einen Liquiditätsplan zu erstellen?

Welche Positionen werden zum Erstellen eines Liquiditätsplans benötigt?

Einzahlungen:

  • Bar- und Kassenbestand
  • Voraussichtliche Zahlungseingänge
    • Einzahlungen aus Verkäufen
    • Umsatzsteuer-Einzahlungen
  • Sonstige Einzahlungen
    • Zinseinzahlungen
    • Anlagenabgänge
    • Kreditaufnahmen
    • Erstattungen z. B. Steuern
    • Privateinlagen (nur Einzelunternehmer)

Auszahlungen:

  • Wareneinkauf
  • Personalkosten, Sonderzahlungen, Sozialversicherungsbeiträge
  • Dauerfristverträge (z. B. Zeitschriften-Abo)
  • Sonstige betriebliche Auszahlungen 
    • Kredittilgung
    • Miete
    • Leasing
    • Kfz
    • Anlagenkäufe
    • Werbung
    • Telekommunikation
    • Vorsteuer
    • Beratung
    • Reisekosten
    • Instandsetzung
    • Weiterbildung
    • Privatentnahmen (nur Einzelunternehmer)

Detaillierter Liquiditätsplan

Der folgende Screenshot zeigt einen Überblick über das Excel-Tool Liquiditätsplanung XL. Dieses ist besonders für kleine Einzelunternehmen oder Freiberufler gedacht, da es neben der geschäftlichen Kalkulation auch die Planung der privaten Ausgaben beinhaltet.

Liquiditätsplan mit Excel

Im Folgenden siehst du die Zusammenfassung einer Liquiditätsplanung. Die detaillierte Planung (wie z.B. die Planung für Material, Mitarbeiter sowie andere betriebliche Auslagen) kann auf separaten Tabellenblättern erfolgen.

Liquiditätsplan erstellen - Excel
Liquiditätsplan Excel

Liquiditätsplan mit einem Online Liquiditätsplaner

Unten siehst du die Zusammenfassung einer Liquiditätsplanung mit einem Online Liquiditätsplaner.

Einige der Vorteile von Liquiditätsplanung. Software:

  • Bankdaten werden in Echzeit synchronisiert: Kein umsatändliches vorbereitender Tablel notwendig
  • Buchungsdaten (Rechnungen und Angebote) werden synchronisiert: Kein redundantes pflegen von Daten notwendig
  • Detaillierte Planungen (z. B. für Materialien, Mitarbeiter und andere betriebliche Ausgaben) können bist auf Transaktionsebene detailert geplant werden
  • Szenarien können mit wenigen Klicks angelegt und geplant werden
Liquiditätsplan erstellen - finban
Screenshot Excel

Phase 2: Analyse und Modellierung

Mit den gesammelten Daten können Sie nun ein Modell Ihrer finanziellen Situation erstellen. Verwenden Sie Software oder Tools, die Ihnen bei der Verarbeitung dieser Daten helfen können.

Verschiedene Szenarien berücksichtigen

Hier ist es wichtig, nicht nur ein Szenario zu betrachten. Erstellen Sie Modelle für optimistische, realistische und pessimistische Szenarien.

Phase 3: Prüfung und Anpassung

Nach der Erstellung des ersten Entwurfs sollten Sie diesen sorgfältig prüfen. Stimmen die Zahlen? Sind Ihre Annahmen realistisch? Sobald Sie den Plan haben, ist es wichtig, ihn regelmäßig zu aktualisieren und anzupassen.

Besonderer Tipp: Seien Sie bei der Erstellung des Liquiditätsplans so detailliert wie möglich. Je genauer und umfassender Ihre Datenbasis ist, desto besser können Sie zukünftige Entwicklungen vorhersagen und darauf reagieren.

Tools und Software: Digitale Unterstützung für die Liquiditätsplanung

Excel & Co: Der klassische Ansatz

Excel bleibt ein mächtiges Tool für die Liquiditätsplanung und ist weit verbreitet. Mit einer Vielzahl von Funktionen und der Möglichkeit, benutzerdefinierte Formeln zu erstellen, können Sie sehr detaillierte Pläne entwickeln.

Vor- und Nachteile

  • Vorteile: Flexibilität, Anpassbarkeit
  • Nachteile: Komplexität, hohe Fehleranfälligkeit

Spezialisierte Softwarelösungen

Für Unternehmen, die bereit sind, in ein spezialisiertes Tool zu investieren, gibt es eine Reihe von Softwarelösungen, die speziell für die Finanz- und Liquiditätsplanung entwickelt wurden.

Beispiele

Vor- und Nachteile

  • Vorteile: Automatisierung, einfache Integration mit Buchhaltungssystemen
  • Nachteile: Kosten, mögliche Einschränkungen in der Anpassbarkeit

Cloud-basierte Lösungen

Mit dem Aufkommen der Cloud-Technologie sind auch Liquiditätsplanungs-Tools immer häufiger cloud-basiert. Dies ermöglicht den einfachen Zugang für alle Teammitglieder und eine nahtlose Integration mit anderen Cloud-Diensten.

Vor- und Nachteile

  • Vorteile: Flexibilität, Skalierbarkeit
  • Nachteile: Abhängigkeit von einer stabilen Internetverbindung, Datenschutzfragen
Besonderer Tipp: Bevor Sie sich für ein Tool entscheiden, nehmen Sie sich die Zeit, mehrere Optionen auszuprobieren. Viele Anbieter bieten kostenlose Testversionen an. Nutzen Sie diese, um zu sehen, welches Tool am besten zu den spezifischen Anforderungen und Arbeitsabläufen Ihres Unternehmens passt.