Wie berechnet man das Working Capital? Warum ist es ein zentraler Indikator für die Liquidität eines Unternehmens? Und wie kannst du das Netto-Umlaufvermögen sinnvoll interpretieren – ob als Gründer:in, KMU oder CFO? In diesem Artikel erklären wir dir Schritt für Schritt, wie du das Working Capital berechnest und was die Ergebnisse bedeuten.

Was ist Working Capital?
Das Working Capital (auch: Netto-Umlaufvermögen) beschreibt, wie viel kurzfristiges Vermögen einem Unternehmen zur Verfügung steht, um kurzfristige Verbindlichkeiten zu decken.
Formel:
Working Capital = Umlaufvermögen – kurzfristige Verbindlichkeiten
Es zeigt also, ob ein Unternehmen genügend Mittel hat, um in den nächsten Monaten finanziell flexibel zu bleiben.
Die Working Capital Berechnung im Detail
1. Was gehört zum Umlaufvermögen?
Zum Umlaufvermögen zählen alle kurzfristig verfügbaren Vermögenswerte, typischerweise:
- Bankguthaben und Kassenbestand
- Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
- Vorräte (Waren, Rohstoffe, Hilfsstoffe)
- Sonstige kurzfristige Vermögenswerte
2. Was zählt zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten?
Das sind alle Schulden mit einer Laufzeit unter einem Jahr, u. a.:
- Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten
- Kurzfristige Darlehen oder Überziehungskredite
- Rückstellungen (z. B. für Steuern, Boni)
- Sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten
Beispiel zur Berechnung des Working Capital
Ein Unternehmen hat folgende Bilanzpositionen:
- Umlaufvermögen: 300.000 €
- Kurzfristige Verbindlichkeiten: 220.000 €
Berechnung & Working Capital Formel:
Working Capital = 300.000 € – 220.000 € = 80.000 €
Interpretation: Das Unternehmen verfügt über 80.000 € „Puffer“, um seine kurzfristigen Verpflichtungen zu decken. Das ist ein Zeichen für gesunde Liquidität.
Positives vs. negatives Working Capital
Typ | Bedeutung |
---|---|
Positiv (> 0) | Solide Liquidität, flexible Finanzierung |
Gleich 0 | Ausgeglichen, aber anfällig bei Engpässen |
Negativ (< 0) | Mögliche Liquiditätsprobleme, Finanzrisiken |
Tipps für die Praxis
- Regelmäßig überprüfen: Am besten monatlich, um frühzeitig Trends zu erkennen
- Vorräte und Forderungen im Blick behalten: Hohe Lagerbestände oder lange Zahlungsziele drücken das Working Capital
- Automatisieren: Tools wie Finban berechnen dein Working Capital automatisch anhand deiner Buchhaltung oder Planung
Fazit: Warum die Berechnung des Working Capital so wichtig ist
Das Working Capital zeigt dir, wie liquide und flexibel dein Unternehmen ist – gerade in unsicheren Zeiten oder bei schnellem Wachstum. Eine saubere Berechnung ist einfach, aber aussagekräftig.
Tipp: Mit einer strukturierten Liquiditätsplanung erkennst du frühzeitig, wenn dein Working Capital in Schieflage gerät – und kannst rechtzeitig gegensteuern.
Beispiele für die Working Capital Berechnung in der Praxis
Unternehmen | Umlaufvermögen | Kurzfristige Verbindlichkeiten | Working Capital | Interpretation |
---|---|---|---|---|
Agentur (Dienstleister) | 120.000 € | 45.000 € | 75.000 € | Sehr gutes Polster. Die Agentur hat hohe Forderungen aus Kundenprojekten, aber geringe laufende Verpflichtungen. |
E-Commerce-Shop | 350.000 € | 340.000 € | 10.000 € | Knapp kalkuliert. Lagerbestand und Lieferantenkredite gleichen sich fast aus – Liquidität ist fragil. |
Produzierendes Unternehmen | 800.000 € | 920.000 € | –120.000 € | Negatives Working Capital. Das Unternehmen finanziert Teile des Umlaufvermögens über kurzfristige Schulden – Risiko bei Zahlungsengpässen. |