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Eine gut strukturierte Liquiditätsplanung ist weit mehr als eine Übersicht von Ein- und Auszahlungen. Sie ist das zentrale Steuerungsinstrument für finanzielle Stabilität und Entscheidungssicherheit im Unternehmen. Während unser Hauptartikel auf finban.io die strategischen Grundlagen der Liquiditätsplanung vermittelt, gehen wir hier tiefer: Wir zeigen dir, wie du deine Planung operativ aufbaust und mit den richtigen Methoden und Tools belastbar machst.

1. Zahlungszeitpunkte realistisch abbilden

In vielen Unternehmen liegt der Fokus auf der Rechnungserstellung. Doch für die Liquidität ist nicht der Rechnungszeitpunkt entscheidend, sondern der tatsächliche Geldfluss. Deshalb ist es wichtig, den Zeitraum zwischen Leistung, Rechnung und Zahlung detailliert zu modellieren.

Aufbau Liquiditätsplanung - Zahlungszeitpunkte antizipieren.
Screenshot: finban.io

Beispielhafte Zahlungsmodelle:

  • Rechnung mit 30 Tagen Zahlungsziel
  • Skonto-Möglichkeit innerhalb von 10 Tagen
  • Mahnzyklen und Zahlungsausfälle als Szenarien berücksichtigen

Solche Zahlungsmodelle sollten sich im Plan abbilden lassen, um Liquidität realistisch zu prognostizieren. Auch Abweichungen wie verspätete Zahlungen müssen berücksichtigt werden, z. B. durch eine Annahmequote für Zahlungseingänge pro Woche.


2. Rollierende Planung als operativer Standard

Eine statische Liquiditätsplanung hat nur begrenzten Wert. Viel effektiver ist ein rollierender Plan, der laufend um neue Perioden ergänzt wird.

Typisches Modell:

  • Planung für die nächsten 13 Wochen
  • Wöchentliche Aktualisierung (“rollierend”)
  • Neue Woche wird automatisch angehängt, älteste fällt heraus

Diese Methode erlaubt eine kontinuierliche Aktualisierung und frühzeitige Erkennung von Abweichungen oder Engpässen. So bleibt die Planung dynamisch und steuerungsfähig.


3. Kategorisierung der Zahlungsströme

Um die Liquidität gezielt analysieren zu können, ist eine saubere Trennung der Zahlungsarten erforderlich.

Aufbau Liquiditätsplanung: Kategorisierung der Zahlungsströme
Screenshot: finban.io

Empfohlene Kategorien:

  • Operative Einnahmen/Ausgaben: z. B. Kundenrechnungen, Personal, Miete
  • Investitionen: z. B. Maschinen, Software, IT
  • Finanzierung: z. B. Kredite, Tilgung, Zinsen

Eine differenzierte Darstellung hilft, operative Probleme von strategischen oder finanziellen Ursachen zu trennen. Auch der Vergleich einzelner Kategorien untereinander wird möglich.


4. Verfügbare Liquiditätsquellen berücksichtigen

Oft wird nur der Kontostand geplant. Doch gerade in kritischen Situationen ist es wichtig, weitere Liquiditätsreserven zu kennen und zu bewerten.

Beispiele:

  • Kreditlinien oder Kontokorrentrahmen
  • Privateinlagen oder Gesellschafterdarlehen
  • Factoring oder Sale-and-Lease-Back

Wichtig ist, diese Quellen nach Verfügbarkeit, Kosten und Risiken einzuordnen. So lässt sich gezielt entscheiden, welche Quellen im Notfall zuerst genutzt werden sollten.


5. Früherkennung durch operative Signale

Wer Liquiditätsengpässe frühzeitig erkennen will, muss mehr als nur Rechnungen im Blick haben. Gerade operative Signale aus dem Vertrieb oder Einkauf können Hinweise liefern, bevor sich etwas in der Bankbewegung zeigt.

Frühindikatoren können sein:

  • Auftragseingänge oder Stornos
  • Offene Bestellungen (zukünftige Ausgaben)
  • Projektverzögerungen oder Meilensteinverschiebungen

Diese Informationen können in eine vorausschauende Liquiditätsplanung integriert werden. Je früher Risiken sichtbar werden, desto mehr Zeit bleibt zur Reaktion.


6. Prozesse und Tools zur Umsetzung

Eine professionelle Planung braucht einen klar definierten Prozess:

  • Wer ist verantwortlich?
  • Wie oft wird aktualisiert?
  • Welche Tools kommen zum Einsatz?

Technische Möglichkeiten:

  • Excel mit Makros (für kleine Unternehmen)
  • Spezialisierte Tools wie Finban (mit Bankanbindung, API-Integration, Szenarien)

Auch regelmäßige Reports und definierte Grenzwerte (z. B. Alarm bei < 4 Wochen Liquiditätsreserve) sollten zum Standard gehören.


Fazit

Der Aufbau einer professionellen Liquiditätsplanung ist keine einmalige Aufgabe, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Wer Zahlungszeitpunkte differenziert abbildet, Planung rollierend betreibt und operative Signale nutzt, schafft eine belastbare Entscheidungsgrundlage.

In Kombination mit klaren Verantwortlichkeiten und passenden Tools wird die Planung nicht nur genauer, sondern auch handlungsrelevant. So wird Liquidität planbar – selbst in dynamischen Zeiten.